Montag, 17. Mai 2010

Erster Reisebericht: Elberadweg Hamburg - Prag


Nach meinem Start in Hamburg zieht es mich an diesem Abend zu meinem Vater – meiner ersten Übernachtungsmöglichkeit. Auf der Strecke entlang der Elbe treffe ich in Geesthacht meinen Kumpel Lorenz, welcher mich bis nach Dessau begleiten wird. Nach guten 100 km kommen wir dann abends in Niendorf, in der Nähe von Boizenburg, an. Zwischendurch trafen wir noch kurz eine Redakteurin der Lünepost, in der auch ein Artikel über meine Tour veröffentlicht wurde.

Am nächsten Tag starten wir sehr spät und haben teils kräftigen Gegenwind. Wir fahren bis 20 Uhr abends und schlagen dann hinter dem Deich, direkt an der Elbe unser Nachtquartier auf. Obwohl wir so spät gestartet sind, schaffen wir trotzdem noch gute 70 km.

Eigentlich wollten wir am Freitag in Dresden sein – dieser Plan änderte sich spätestens am nächsten Tag, wo wir wieder nur 75 km schafften, weil wir wieder extrem starken Gegenwind hatten. Stattdessen wollten wir nun Samstag in Dresden sein, aber auch aus diesem Plan sollte nichts werden... Aber an diesem Tag haben wir einen sehr schönen Platz zum Verweilen gefunden, direkt zwischen der Elbe und Havel - auf einer länglichen Insel schlugen wir unser Zelt auf, saßen noch eine Weile am Feuer und sahen noch einen Biber, welcher für meine Kamera leider zu schnell war...

Am nächsten Tag fange ich an, mich immer mal wieder mit Bäckereien anzufreunden – ich bekam von der einen Bäckerei Brötchen und einen Kaffee, nachdem ich von meiner Tour erzählt hatte! Wir haben am 25.3., also am vierten Radeltag, noch einen sehr interessanten Radfahrer kennengelernt, welcher mich sehr stark an einen Arbeitskollegen erinnerte. Wer jetzt jemanden kennt, der ein Kajak hat, das mehr aus Lautsprechern und Lichtanlagen besteht als aus Boot, und der ein Fahrrad fährt, das den ganzen Fahrradraum blockiert, wenn es dort drin steht, weiß, wer gemeint ist. Zumindest war an diesem Fahrrad so ziemlich alles verbaut, was man sich irgendwie nur vorstellen kann – selbst ein Survivalmesser klebte oben auf der Lenkertasche.

An diesem Tag hatten wir aber endlich mal richtig gutes Wetter und konnten den ganzen Tag in T-Shirt und kurzer Hose fahren. Theoretisch hatten wir nun noch immer 320 km an zwei Tagen zu fahren, dementsprechend wurde auch aus diesem Plan spontan nichts mehr, denn an diesem Tag schafften wir auch nur 90 km, konnten aber immerhin für umsonst auf einem Campingplatz schlafen, welcher eigentlich noch gar nicht geöffnet hatte. Wir freuten uns beide über eine Dusche! Und dann am nächsten Tag schafften wir dann doch endlich nochmal die inzwischen magische 100 km Marke und radelten 130 km – mal wieder allerdings bis spät abends. An diesem Tag hatten wir nun doch mal richtig schlechtes Wetter, mit kräftigem Sturm und Regen! Wir waren abends dermaßen platt, dass wir nur noch kurz gegessen haben und sofort schlafen gegangen sind.

Am nächsten Tag verlässt Lenz mich in Dessau und ich kämpfe ab diesem Zeitpunkt allein gegen den Wind und das Wetter. In Dessau muss ich mir leider noch ein neues Handy kaufen, was meine Reisekasse extrem strapaziert. Ich verlasse an diesem Tag den Elberadweg, weil ich langsam genug hatte von überschwemmten Radwegen und Wasserdurchfahrten. Hinzu kommt, dass Teilabschnitte und Fähren gesperrt waren. Dementsprechend fuhr ich ab diesem Zeitpunkt bis nach Dresden auf der Straße. Abends fahre ich noch kurz eine Tankstelle an, um auf Toilette zu gehen, mein Wasser aufzufüllen und mich grob zu waschen. Kurz darauf baue ich am Waldrand mein Zelt auf und verbringe meine erste Nacht allein. In dieser Nacht schlich ein Tier um mein Zelt rum, welches dann direkt neben meinem Zelt pupste – das hatte ich, trotz vieler Nächte im Wald bisher auch noch nicht erlebt!! Ich fand es zumindest extrem witzig.

Am nächsten Morgen wache ich um 6 Uhr das erste Mal auf. Es regnete wie aus Eimern, was sich auch die nächsten 2,5 Stunden nicht ändern wollte. Ich zog dann meine Regenschuhe an und fuhr in strömendem Regen davon! Das Wetter bessert sich aber im Laufe des Tages und es wird trocken. Zwischendurch lade ich mein Handy in einem Restaurant auf, weil ich für die Dresdner Presse erreichbar sein musste. Nach 130 km erreiche ich am Abend den Kanuclub in Dresden, wo ich länger bleibe als erwartet. Ich erhole mich dort 2 Tage von meiner Erkältung, schau mir ein wenig Dresden an und organisiere noch einige Sachen. Der Fahrradladen Hänke in Dresden spendierte mir noch einen Speichenschlüssel und einen Schaltzug - vielen Dank dafür!!

Ich lerne beim Kanuclub noch zwei nette Hamburger kennen, die noch Sachen für mich mit nach Hamburg genommen haben – super! An diesem Tag entschließe ich mich ziemlich spät meine Tour fortzusetzen und starte erst um 14 Uhr!! Aber immerhin schaffe ich es an diesem Tag noch über die Grenze nach CZ!! Ich mache an der Grenze gefühlte 50 Fotos von mir am Grenzübergang. Nun geht die Reise für mich erst los! Deutschland ist verlassen und so schnell werde ich nicht mehr in mein Heimatland kommen. Nach der Grenze wird es am Elberadweg landschaftlich nochmal richtig schön! Das Gebirge direkt am Wasser ist wirklich beeindruckend! Meine erste Nacht in CZ ist, sagen wir mal, eher unentspannt verlaufen. Ich bin bis spät abends gefahren und fand und fand keinen geeigneten Platz zum Übernachten. Letztendlich endete ich auf einer kleinen Koppel – wunderschön gelegen direkt neben einer befahrenen Straße und vor allem neben Eisenbahnschienen, welche auch ausgiebig genutzt wurden... Die Nacht war auch neben dem Lärm relativ unentspannt – das Wetter hätte mal wieder besser sein können und die Koppel auch leicht leicht schräger. Aber nun denn – es kann ja nur besser werden!

Am nächsten Tag mit dem Ziel Prag fahre ich 130 km und habe abends keine Lust mehr die restlichen 25 km nach Prag rein zu fahren. Vor allem, weil die Tschechen mir alle erzählt haben, dass es keinen anderen Weg gäbe als über die Autobahn. Aus diesem Grund und aus Kostengründen baute ich kurzentschlossen mein Zelt auf und beschloss, Prag am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Ich hole mir noch Wasser von sehr hilfsbereiten, sehr offenen Tschechen, die kein Wort Deutsch oder Englisch sprachen – aber es ging auch ohne Probleme mit Händen und Füßen. An diesem Tag begleitete mich auch noch ein anderer älterer Mann mit seinem Rad und wir unterhielten uns eine ganze Zeit. Allgemein bin ich bisher nur auf sehr offene und nette Menschen gestoßen – wirklich großartig – ich freue mich hier sein zu dürfen und diese Gastfreundschaft zu genießen!!

Am nächsten Tag erreiche ich endlich nach 50 km mein Ziel Prag! Ich fahre zu einem Campingplatz, baue dort schnell mein Zelt auf, gehe duschen und fahre in die Stadt rein, wo ich nochmals 35 km abstrample. Ich schaue mir ein paar Sehenswürdigkeiten an, wovon ich aber aufgrund von extrem vielen Touristen recht bald genug habe. Also suche ich mir ein Internetcafé, bearbeite meine Mails und verabrede mich über Couchsurfing für den Abend. Als ich nach der legendären Party in der für eine Woche umgebauten Garage zurück zum Campingplatz fahre, verfahre ich mich nachts in Prag. Letztendlich finde ich aber den Campingplatz, wenn auch relativ durchgefroren.

Am nächsten Morgen werde ich von den Frühaufstehern vom Campingplatz geweckt – vor 8 Uhr also mit weniger als 6 Stunden Schlaf. Ich frühstücke noch sehr nett mit meinen neuen Bekannten aus der Nähe von Ulm. Nachdem wir uns rund 2 Stunden festgequatscht hatten, mache ich mich auf den Weg in die Stadt, um diesen Bericht zu schreiben und mir in einem Fahrradladen eine neue Flachkopfschraube zu organisieren, welche von meinem Schuh abgeflogen war....

Tachostand nach 12 Tagen: 1056 km mit 4 Tagen ohne Radfahren! Bisher keine Panne. Morgen geht's weiter mit Fahrtrichtung Süden. Das nächste Land wird Österreich sein – allerdings nicht wie ehemals geplant über den Moldauradweg, weil dieser über Teile wegen Hochwasser gesperrt und nicht befahrbar ist!!
Ich bin gespannt was kommt – ich werde weiter berichten!

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